Pollenflug im Frühjahr ist vielen Neurodermitikern ein Graus. Was dagegen tun?
Neurodermitis ist die häufigste chronische Hauterkrankung in Deutschland. Insbesondere Kinder, leiden unter den charakteristischen Symptomen wie trockene, raue Haut, Rötungen, Entzündungen und Juckreiz, die typischerweise an Arm- und Beinbeugen, Ellenbogen, Handgelenken sowie am Hals und im Gesicht auftreten. Mediziner schätzen, dass bis 10 Prozent aller Bundesbürger, also rund 8 Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene mehr oder weniger schlimm von Neurodermitis betroffen sind. Auffällig in der Statistik: 13,6 Prozent der sieben- bis zehnjährigen Jungen und Mädchen leiden unter Neurodermitis.
„Bei Kindern und Jugendlichen zählen allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen (allergische Rhinitis), Asthma bronchiale und Neurodermitis (atopisches Ekzem, atopische Dermatitis) zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen“, lautet ein Fazit der jüngsten Datenauswertung einer Langzeitstudie des Robert-Koch-Instituts (Berlin) zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Bundesweit repräsentative Daten zur Gesundheit von rund 15000 zufällig ausgewählten Kinder und Jugendlichen aus den 167 Städten und Gemeinden wurden von 2014 bis 2017 gesammelt und 2018 ausgewertet.
Ergebnisse:
Quelle: Thamm R, PoethkoMüller C, Hüther A, Thamm M (2018) Allergische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. Journal of Health Monitoring 3(3):03–18. DOI 10.17886/RKIGBE2018075
In den vergangenen Jahren wurde eine stetige Zunahme der Krankheitsfälle bei Kindern festgestellt. Als Ursache wird z.B. die so genannte Hygiene-Hypothese diskutiert, wonach Säuglinge insbesondere in Großstädten erst später und in wesentlich geringerem Umfang mit Krankheitserregern in Kontakt kommen. Das Immunsystem erkennt diese dann als fremd und löst eine Reaktionskette aus, die schließlich zur Sensibilisierung und zum Erscheinen der Krankheitssymptome führt.
Weltweit wird in den industrialisierten Ländern ein Anstieg der Fälle von Allergien, Autoimmunerkrankungen und chronisch-entzündlicher Erkrankungen registriert. Dazu gehören zum Beispiel Heuschnupfen, Asthma, Morbus Crohn, Multiple Sklerose und auch Neurodermitis. Als mögliche Antwort auf die Frage nach der Ursache gilt die Hygiene-Hypothese.
Die tiefgreifenden Veränderungen im Gesundheitswesen und in unserer Umwelt haben in den zivilisierten Ländern zu "geputzten" Lebensräume geführt. Das menschliche Immunsystem wird mit immer weniger Antigenen von bakteriellen, parasitären und viralen Erregern konfrontiert. Diese zunehmende Sauberkeit hat möglicherweise einen negativen Einfluss auf die Entwicklung kindlicher Immunsysteme aus und führt zu Überreaktionen: Das System reagiert auf eigentlich harmlose Stoffe wie Pollen und Nahrungsmittel. Der Rückgang der Infektionskrankheiten in einer Gesellschaft führt demnach gleichzeitig zu einer Zunahme der immunologischen Erkrankungen.
Gestützt wird die Hygiene-Hypothese unter anderem von epidemiologischen Daten. So wurde etwa beobachtet, dass Kinder, die in einer „unreinen“ Umgebung wie auf einem Bauernhof mit Tieren aufwachsen, seltener von allergischen Erkrankungen betroffen sind.